Luxemburg-StadtOpposition kritisiert Mobilitätsplan 2035

Luxemburg-Stadt / Opposition kritisiert Mobilitätsplan 2035
Autos oder Tram – für die Avenue de la Porte-Neuve ist die Entscheidung gefallen Foto: Editpress/Tania Feller

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Der Mobilitätsplan 2035 soll die Stadt Luxemburg fit für die Zukunft machen. Ein Wachstum an Einwohnern und Arbeitsplätzen wird die bestehenden Verkehrsachsen voraussichtlich an ihr Maximum bringen. Der Opposition fehlen konkrete Entscheidungen zulasten des motorisierten Individualverkehrs.

Als die Gemeindeverantwortlichen gestern den Mobilitätsplan 2035 für die Stadt Luxemburg präsentierten, deutete sich ein zaghafter Mentalitätswandel an. Mehr Verkehr müsse auf den öffentlichen Personennahverkehr, Fahrräder und Fußverkehr umgelegt werden, um das prognostizierte Wachstum an Einwohnern und Arbeitsplätzen in der Innenstadt zu bewältigen. Die Kapazität der Autostraßen sei in den Spitzenstunden erreicht, berichtete Patrick Goldschmidt (DP), der zuständige Stadtrat für Mobilität.

Die zuständige Ministerin Yuriko Backes (DP) steht hinter ihren Parteikollegen Patrick Goldschmidt und Bürgermeisterin Lydie Polfer. Auch sie will Autos nicht aus der Stadt verbannen, sagte sie am Donnerstag. Ein Zusammenspiel von Verkehrsmitteln sei wichtig, zwischen Bus, Auto, Tram, Fahrrad und Fußgängern. „Das muss alles Zusammenkommen und das muss alles optimal funktionieren“, so Backes. Für konkrete Aussagen benötige sie noch weitere Informationen. „Wir schauen uns das an und kommen dann zu den nötigen Schlussfolgerungen und Entscheidungen“, so die Ministerin. 

Priorität Autoverkehr?

Die wichtigste Neuerung des Plans ist die Absage für die Tramstrecke über die Avenue de la Porte-Neuve. Diese Ankündigung sei enttäuschend, sagt François Benoy, Abgeordneter im Gemeinderat für „déi gréng“ im Gespräch mit dem Tageblatt. Mit der Strecke entlang des Boulevard Konrad Adenauer und dem Arm nach Hollerich sei die Kapazität der Hauptlinie erreicht – ohne dass eine Ausweichlinie geschaffen werde. „Es ist eine rein politische Entscheidung der Liberalen und der Bürgermeisterin, um den Autos auf der Avenue de la Porte-Neuve keine Spur wegzunehmen“, stellt Benoy klar. Die Nord-Süd-Trasse – auf die nun das Hauptaugenmerk gelegt wird – sei ohnehin im nationalen Mobilitätsplan vorgesehen. 

Auch darüber hinaus liefere der Mobilitätsplan 2035 trotz Verzögerung keine konkreten Aussagen zur Zukunft des Verkehrs in der Stadt. Zwar enthalte der Plan Analysen zu bekannten Problemen, diesen werde jedoch nur mit weiteren Studien begegnet. „Es wird auf Zeit gespielt und Entscheidungen werden ausgesetzt“, bemängelt François Benoy. 

Zudem gebe es keine klare Priorisierung von Fahrrad und Fußverkehr, um den Anteil von Autos bei kurzen Strecken zu senken. Beispielsweise fehlten im Mobilitätsplan konkrete Planungen dazu, welche Straßen Hauptverkehrsadern bleiben sollen und welche verkehrsberuhigt werden. Der Plan enthalte immer noch Hauptstraßen für den Autoverkehr, die durch die Innenstadt führten. Das sei nicht zeitgemäß. Ferner sei es, so Benoy, ein Zeichen dafür, dass bei den Verantwortlichen kein Wille zur Veränderung bestehe. 

Keine Entscheidung für „sanfte Mobilität“

Die sogenannte „sanfte Mobilität“ soll laut Mobilitätsplan attraktiver werden, insbesondere als Alternative zum Auto auf kürzeren Strecken. Bezüglich des Rad- und Fußverkehrs sei der Plan jedoch widersprüchlich, sagt Monique Goldschmit von der Organisation „ProVelo“. So wolle man mehr sanfte Mobilität, gleichzeitig sollen aber alle Bereiche der Stadt mit allen Verkehrsmitteln – also auch mit dem Auto – erreichbar sein. „Die Stadt muss sich entscheiden. Ein echter Wandel in der Mobilität ist so nicht möglich. Der ÖPNV muss priorisiert werden“, stellt Goldschmit fest.  

Hauptstraßen für den Autoverkehr durch das Zentrum zu führen, sei nicht fortschrittlich. Auch bei der Aufschiebung der Tram-Trasse über die Avenue de la Porte-Neuve gehe es darum, die Autospur zu erhalten. Für ein besseres, ganzheitliches Konzept für den Fahrrad- und Fußverkehr fordert Goldschmit einen eigenen Planungsdienst für diese Verkehrsmittel in der Stadtverwaltung. „Es braucht einen Paradigmenwechsel“, so die Vertreterin von „ProVelo“.